Endlich wieder unterwegs! Nach zwei Wochen unverhofftem Aufenthalt in Palenque - die Motorachse ist gebrochen, nach Rücksprache mit dem Hersteller vermutlich wegen zu hohen Beschleunigungen beim Wechsel von Rekuperation (Motorbremse) auf Unterstützung. Note to myself: bei Rekubetrieb unbedingt auf eine bessere Drehmoment-Abstützung achten und die zwei Freiläufe im aktuellen System sind Gift.. leider können wir aktuell nix gross anpassen ausser der Programmierung, da holen wir jetzt aber alles raus was an seidenweichem Schonanlauf geht. Prototypenprobleme halt, hoffen wir dass dies eine Weile ausreicht ;)

Die gute Seite an der Geschichte: nach der nächsten grösseren Panne (oder vielleicht ja auch einfach einer Pause aus erfreulicherem Anlass, beispielsweise bei Kamil in Puerto Escondido) steht dafür wohl endlich unsere neue Website. Das meiste läuft bereits, die Karte wird dann wieder hübsch und neu auch interaktiv, und wir haben unsere Daten endlich in einem vernünftigen Format. Mehr, wenns soweit ist.

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Auf dem Weg nach Agua Azul werden wir seit langem das erste Mal richtig verregnet. Vorm Frühstück gab es bereits den ersten Vorgeschmack, nach ein paar freudig sonnigen Stunden kommt das grosse Gewölk dann definitiv. Motorräder halten an, die Strasse wird von Bächen überflossen, wir pedalen munter weiter (: Es ist ja schön warm, was nass ist wird auch wieder trocken und bergauf ist Regen auf der Haut sowieso angenehmer als Schweiss. Unser Dach hilft vor allem Ritas Oberkörper trocken zu halten, und in meine Augen schlagen die Tropfen auch nicht so hart wie gewohnt ein - die Brille wird dennoch schnell undurchschaubar. Mit wenig Sonne und anständigen tausend Höhenmetern auf unserer Strecke sind wir umso froher, dass beim Anhänger wieder alles bestens funktioniert. Mit 15km/h gemütlich (wenn auch trotz Unterstützung ziemlich anstrengend) den Berg hoch und mit 30 auf kurviger Strecke wieder heruntercruisen, während der Motor die Hälfte der zum Rauffahren benötigten Energie wieder in den Akku schiebt, das macht Laune! Und die Rekuperation ermöglicht uns in diesem Gelände erst, unsere 100km Reichweite pro Akkuladung zu halten. Die Sache lohnt sich also trotz aller Probleme definitiv, da bleib ich an der Entwicklung dran. Dennoch ist heute der erste Tag seit Frankreich, wo wir abends unser Ladegerät auspacken müssen..

Wasser ist hier in der Sierra Madre Occidental auch in anderer Hinsicht DAS Thema: überall gibt es tolle Wasserfälle, wir stoppen in Misol Ha um hinter den hinunterrauschenden Vorhang zu schauen und baden in Agua Azul. Bilderbuchorte, trotz der neblig-grauen Grundstimmung.

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Am nächsten Tag begrüssen uns dann wieder Sonnenschein und eine wunderbar sich windende Steilstrasse durch die Berge. Vor der MEX 199 hatten wir einigen Respekt, da verschiedene Länder vor Überfällen im Zapatista-Gebiet warnen. Auch unsere französischen Freunde, die hier vor einigen Jahren unterwegs waren fühlten sich nicht recht wohl, und 2018 kamen zwei Radfahrer unter nicht geklärten Umständen zu Tode. Andererseits meinten alle Mexikaner die wir darauf ansprachen, insbesondere auch die ansässigen Radfahrer, die Strasse sei nicht gefährlicher als anderswo, wir sollten einfach bei Tage fahren. Die Überfälle vor fünf Jahren waren wohl die letzten üblen Vorkommnisse.. in solchen Momenten fällt die Entscheidung nicht leicht, worauf wir jetzt vertrauen und was wir lieber vermeiden wollen. Und solche Gegenden erinnern uns auch daran, die Sicherheit zu schätzen, in der wir in Europa leben dürfen. Die einfache Gewissheit, dass du abends wieder heimkommst wenn du unterwegs warst, oder arbeiten kannst, ohne dass jemand Schutzgeld erpresst wenn du Erfolg hast, ist ein hohes Gut. Für uns erweist sich diese Zeit schlussendlich als eine Kette wunderbarer Fahrtage durch schöne Nadelwälder, Bächen und Bergen entlang mit einigen sehr freundlichen Begegnungen. Als wir eine Reifenpanne haben reagieren die Menschen wie gewohnt hilfsbereit und sogar die eine Strassenblockade auf unserem Weg dürfen wir zu Fuss ohne weiteres passieren. Wir sind dankbar.

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Zur Abwechslung leisten wir mal einem Motorrad Pannenhilfe und können einen vermeintlichen Totalschaden flugs am Strassenrand beheben lassen - sowas geht wohl nur in Mexiko!

Die nächsten Tage verlaufen unspektakulär angenehm. Höhenmeter kurbeln entlang roter Erdhänge, phänomenaler Solarertrag als Unterstützung. Entlang des Weges Handwerkskunst in allen Formen - von Möbelbau zu Töpferhandwerk, Blumen und eingelegten Früchten verändert sich die Auswahl der Stände am Strassenrand fliessend. Ein abenteuerlicher Abfahrtstag von San Cristobal de las Casas Richtung Tuxtla - die kleinere Alternative zur Carretera Nacional entwickelt sich zwischenzeitlich zum Wirtschaftsweg - führt uns zum eindrücklichen Cañon del Sumidero. Die Kulisse aus tausend Meter hohen begrünten Steilwänden entlang des Rio Gralvija - besser bekannt als Rio Grande de Chiapas - bietet einen schönen Höhepunkt dieser ersten bergigen Etappe in Mexiko, umso mehr als wir vom Boot aus auch noch eine partielle Sonnenfinsternis beobachten dürfen. Einzigartig bleibt uns der Wasserfall Arbol de Navidad in Erinnerung: der Sprühnebel bildet grüne Kalkdächer, welche tannenartig übereinander geschichtet und während der nassen Jahreszeit grün bemoost einen veritablen Weihnachtsbaum abgeben.

Und diese Zeit des Regens, de la Lluvia, endet nun auch schon langsam wieder. Wie überall hören wir auch vom Nachtwächter des letzten Campings, auf dem wir vor der Grenze zu Oaxaca übernachten, dass es die letzten Monate ungewöhnlich trocken war und er sich Sorgen wegen des Wasserstands des angrenzenden Stausees macht. Eigentlich sollte dieser jetzt prallvoll sein, an der Wiese am Ufer, auf der Pferde grasen, sieht man jedoch dass mindestens nochmal zehn Meter fehlen. Für uns endet nun auch unsere Zeit in Chiapas mit einer wunderbaren Abfahrt zum Pazifik hinunter. Schön wars!