Unser Arbeitstag beginnt gleich zweimal - je nach Wache um 0 und 12 Uhr, um 4.00 und 16.00 oder dann wieder vier Stunden später um 8.00 und 20.00. Rund um die Uhr steht ein Shipmate am Ruder und der wachhabende Offizier kuckt in der Navigation nach dem Rechten. Verkehr gibts zwar kaum je (und kreuzen unter 2km Abstand wird schon als zu nah angesehen), aber Kursberechnung, Wettervorhersage und Segeltrim erfordern doch stete Aufmerksamkeit. Ausserdem will auch das Sicherheitsequipment gewartet werden, das Logbuch muss geführt und die hundert Leuchten und Alarme im Auge behalten werden. Dreht das Wetter trotz unserer “Barfussroute” doch einmal, muss es schnell gehen: wir schliessen geschwind alle Luken, bauen die Belüftung der Foc’s’l ab, drehen die Goosenecks und wenns hart kommt zieht zumindest die Rudergängerin regendichtes Oilskin an. Meistens sind wir in letzter Zeit jedoch eher mit Sonnenschutz beschäftigt, und natürlich wie immer alle 2h mit Temperaturmessung von Luft und Wasser sowie dem im Handumdrehen erledigten Schmieren der Propellerwelle.

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Am Tag stehen zudem vielfältige Aufgaben an: die Topsails am Morgen setzen und abends wieder streichen, Abwaschen und in der Küche helfen, Sonnencreme wegschrubben. Malen, Holz pflegen, Rostklopfen, Wanten teeren und 1000 weitere Möglichkeiten dem Bootsmann zur Hand zu gehen. Nippel schmieren, Toiletten auseinanderbauen, entstopfen, reparieren, beten dass sie funktionieren..

Glücklicherweise bleibt neben alledem doch meist noch Zeit für ein Schwätzchen oder etwas Fancywork, die Atmosphäre ist entspannt und immer wieder einmal perlt schallendes Lachen über Deck.

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In der Nacht gehts ruhiger zu und her. Segelmanöver finden bei Mondschein statt - grundsätzlich gilt: “No light on deck!” - und werden aufs nötigste eingeschränkt um Risiken zu vermeiden und die Schlafenden zu schonen. Unsere Hauptaufgaben sind die jeweiligen Cleaning Duties - Galley und Aft, Foc’s’l oder Toiletten - sowie Früchte- und Gemüsekontrolle. Wie vielfältig unser Provision Store seit Teneriffa doch geworden ist! Hier tummeln sich Avocados neben Mangos, Zitrusfrüchten und verschiedenen Varianten von Maracujas. Nicht-Cavendisch Bananen liegen neben Äpfeln und Birnen. Ananas und Papaya, sowie die ein oder andere Melone dürfen natürlich auch nicht fehlen. Neben kistenweise Paprika, Zwiebeln und Kartoffeln (257 kleine und 142 grosse), rote Beete, Gurken, Lauch, Tomaten, Knoblauch, Kürbis, Kohl und weiteren Bekannten aus dem Garten finden sich auch einige exotischere Gemüse, deren Namen ich noch nicht kenne. Lecker und immer wieder erstaunlich, wie lange sich vieles trotz des heissfeuchten Klimas hält! Schwierig ist es manchmal nur zu erkennen, ob das harte orangene Etwas oder die grüne Stachelschale die man in den Händen dreht nun reif, hinüber oder doch noch nicht so weit ist..

Zum Abschluss der Morgenwache - nach einem üblicherweise spektakulären Sonnenaufgang - gehen wir unserer genialen Köchin Lara zur Hand. Fruchtsalat schnibbeln, Kaffe, Tee und Porridge kochen, sowie Eier in allen Variationen am Sonntag und Sailors Sunday (Donnerstag).

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Im Hafen sieht das Ganze dann noch einmal ganz anders aus: hier gilt es gezielt anzupacken wo wir selber was bewegen dürfen - je nach Gewerkschaft und Vertrag sind dafür sogenannte Stevedores, Dockarbeiter, zuständig und wir dürfen aus Versicherungsgründen nicht zu früh Hand anlegen. Wir verstauen die Rumfässer und Kaffesäcke, sichern sie mit Gurten und bauen Verschläge um eine möglichst reibungslose Logistik zu ermöglichen. Nicht jedes Fass welches bereits eingeladen wird segelt mit bis nach Hamburg, und was oben drauf zu liegen kommt muss im schlimmsten Falle mehrfach umgepackt werden. Zudem kann man sich vorstellen wie eine leichte Kartonbox mit Kaffee aussähe, würde ein 70kg Sack Kakao oder gar ein Fass mit 230 Liter Hochprozentigem unbedarft darüber gepackt.. ein wahres Tetrisspiel unter teilweise schon etwas beengten Verhältnissen. Wichtig ist auch den Überblick über die Ladung zu halten, weshalb wir meist gleich zwei Tally(wo)men im Einsatz haben. Und natürlich dürfen auch Fotos nicht fehlen und rundherum gibt es haufenweise Kleinigkeiten zu tun. Sim-Karten besorgen, Provisioning, Schiffswäsche, Reparaturen und Unterhalt. Mit etwas Glück reicht es daneben auch noch für einen kurzen Bummel in der Stadt, einen Ausflug an den Strand oder sogar zu einigen freien Tagen mit Schnorchelausflügen und Landgängen.