Die AVONTUUR ist ein ganz besonderes Frachtschiff. Es kommen dort ganz viele Dinge zusammen, die ausnahmslos jede Reise zu einem intensiven Erlebnis werden lassen. Erst einmal ist die AVONTUUR ein wunderschönes Schiff. Jedesmal vor Anker, wenn es mit dem Beiboot an Land geht und sie ganz langsam in den langen Atlantikwellen rollt (= schaukelt) sieht man wieder, auf was einem stolzen Segler man da eigentlich arbeitet! Ein altes bewährtes Schiff. Aber nicht veraltet. Im Gegenteil. Unsere Kollegen von EcoClipper aus den Niederlanden haben es einmal sehr schön in etwa so auf den Punkt gebracht: „Sometimes you have to take a step back to move forward.“ Das tun wir und zwar mit viel Freude bei der Sache. Mit einem schoonergetakelten Zweimaster Waren zu transportieren hat schon vor hundert Jahren funktioniert (unser Schiff ist 103 Jahre alt). Unsere dieselbetriebene Hauptmaschine wird dank unserer Beseglung nur ausnahmsweise oder für Notfälle verwendet. Wir besitzen also zwei Antriebssysteme, welche völlig unabhängig voneinander sind: den Dieselmotor zum einen und unsere neun Segel zum anderen. Auf lange Sicht soll die Hauptmaschine allerdings elektrisch arbeiten. Wir sehen uns nicht als Lösung aller Probleme. Es gibt schon seit Jahren unzählige weitere Lösungsansätze. Aber doch geben wir ein konkretes Beispiel, wie umweltfreundlicher Seetransport aussehen kann. Die Erfahrung auf unserem Frachtsegler ist auch deswegen so besonders, weil wir hier eine neue Realität leben. Eine Realität, in der es ganz selbstverständlich ist, sparsam mit Strom und Frischwasser umzugehen, jederzeit den Einfluss auf unsere Meeresumwelt zu berücksichtigen und eben alles was geht zu segeln, um Treibstoff einzusparen. Der Schiffsbetrieb an sich erfordert ein Umweltbewusstsein.

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Auf der AVONTUUR zu segeln bedeutet mit einer ganz besonderen und motivierten Besatzung unterwegs zu sein. Das liegt daran, dass sich jede und jeder hier mit Einigem an Engagement für unser Ziel einbringt: den Umweltschutz. Das Segeln und die gemeinsame Herausforderung, auch die letzte Seemeile bis zum Hafen oder Ankerplatz unter Segeln zurückzulegen schweißen nicht nur zusammen, sondern machen einen auch jedes Mal wieder ein bisschen stolz, wenn man es mit der richtigen Technik geschafft hat. Auf Teneriffa sind wir aus dem Hafen rausgesegelt, ganz einfach nur mit dem Wind. Ein tolles Manöver, das für einige Zuschauer und gespannte Blicke auf der Pier gesorgt hat. Das funktioniert selbstverständlich nur dann, wenn wir als Besatzung einwandfrei zusammenarbeiten.

Nach unserem Ableger in Santa Cruz hat alleine der Wind uns und unser Schiff mal eben über 3.100 Seemeilen über den Atlantik gebracht. Es lohnt sich, ab und zu die rauschende Bugwelle (also die Welle, die vorne am Schiff durch seine Fahrt entsteht) zu beobachten. Dort sieht man, mit welcher Kraft der Wind unser Schiff bei teilweise über zehn Knoten Geschwindigkeit vorantreibt. Jedes mal wieder faszinierend zu sehen! Vor allem dann, wenn nachts leuchtendes Plankton der Welle einen hellen Schimmer verleihen oder Delfine vor uns hin und herschwimmen.

Für viele von uns war es das erste „Atlantic Crossing“. Bei so einer tollen Besatzung reichen 43,50 Meter für einige Wochen zum Leben völlig aus. Unsere Besatzung hängt sehr stark zusammen. Einen großen Teil der Freizeit sitzt man gemeinsam an Deck, führt Gespräche, knotet, macht Musik. Die Stimmung ist durchweg gut und Probleme werden angesprochen und schnell aus dem Weg geräumt. Die allgemeine Begeisterung war groß, als wir nach der Überquerung unseren Ankerplatz im Baie de Marigot auf der Karibikinsel Saint Martin erreicht hatten und es bei einem „All hands“ auch noch Apfelstückchen zum Essen gab, die unsere Köchin Lara eben dafür gebacken hatte. Danke Lara!

Auf keinem anderen Schiff würde Max, unser Offiziersassistent, die Fahrzeit auf seinem Weg zum Kapitän lieber absolvieren als hier. Es ist eine wertvolle Erfahrung und eine inspirierende Zeit hier. Im Frachtsegeln ist noch einiges zu tun und noch lange haben wir nicht genug umweltfreundliche Schiffe, um die Energiewende auch in der Seefahrt umzusetzen. Wir setzen uns hier jeden Tag dafür ein und das macht Spaß.