Trondheim. Venetisch-bunte Wasserstrasse, Touristen die sich in der Nutzung des Velo-Lifts üben und ein Konzert im mächtigen Nidaros Dom – Norwegens Nationalheiligtum, ehemals einflussreich in ganz Skandinavien. Wir bleiben nur für einen kurzen Besuch, und fahren gleich weiter in Regen und Sonnenschein auf einem ruhigen, gewundenen Strässchen der Gaula entlang. Pferdehöfe und Kuhweiden sprenkeln die Landschaft, wir futtern die Beerensträucher leer die den Weg säumen und gewinnen langsam an Höhe. Unter die traditionell rot bemalten Häuschen im Vertikaltäfer-Stil mischen sich vermehrt moosgedeckte Massivbauten aus knorrigen, naturbelassenen Querbalken – gerne mit einem Wäldchen oder mittelgrossen Baum auf dem Dach. Hinauf geht es zur alten Minenstadt Røros, Kulturschmelztiegel und Welterbe. In den (wieder aufgeforsteten) Fichtenwäldern finden sich Überbleibsel von 400 Jahren Bergbau – rote Erde von den ausgefällten Eisensulphaten, Mahlsteine und Ruinen am Wasserfall, Informationstafeln zum eindrucksvollen ehemaligen Schlittenweg und der südsamischen Kultur. Das Städtchen ist hübsch, komplett aus Holz gebaut und verwinkelt, mit riesigen Schlackehaufen, Museen und voller Spuren der Vergangenheit. Wir erfahren, dass dies lange Zeit eine der wichtigsten Minen Europas war, die vor allem dem Dänischen König zu unglaublichem Reichtum, und der lokalen Bevölkerung (inklusive sächsischen Einwanderern) zu einem Auskommen verhalf. In einem kleinen Häuschen welches wir besuchen (niedrig gebaut der einfachen Heizbarkeit wegen, da Holzmangel herrschte), lebte einst eine Familie mit dreizehn Personen – unglaublich beengt.
Nach vielen Jahren radebreche ich das erste Mal wieder Norwegisch – die älteren Leute im Inland sprechen kein Englisch – im Gegensatz zur jungen Generation wo es keinerlei Verständigungsschwierigkeiten gibt (sucht man nicht gerade nach Ball Bearings und Disc Brake Pads). Es ergeben sich schon interessantere Gespräche, wenn diese Barriere ein wenig weg fällt.
Von Røros aus geht die Reise buchstäblich runter in den Süden. Durchs Glommadalen und der Rena entlang sausen wir, und freuen uns an der Belohnung für die letzten doch anstrengenden Tage. Unter der Gammelbrua bei Tolga finden wir einen tollen Badeort – mit Steinen zum schifere – und bleiben glücklicherweise grad in der Wandererhütte über Nacht: ein Gewitter zieht auf, und nachts um zwei ist es schon wieder richtig dunkel als wir die Räder abdecken. Privatkapellen und handgezimmerte Hängebrücken zu den Anwesen zeugen vom Reichtum der Täler, ein alter Pilgerweg führt uns durchs touristisch noch weitgehend unberührte Rendalen. Wo wir prompt von einem Kameramann der lokalen Presse abgepasst und interviewt werden.
Wo goldenes Korn wächst, finden sich auch immer mehr Menschen, und wir stolpern mitten in eine amüsante filmische Begegnung. Etwas später, an der Steigung nach Elverum sorgen wir für einen richtiggehenden Fotostau, da unsere eigentlich geplante Route durch militärisches Sperrgebiet läuft. Da sind wir froh, können wir ab jetzt auf mehr oder minder gut gemachte Radwege ausweichen, und statt Autos Radrennfahrer jagen bis die Puste ausgeht: de Cheib het eus usser Schnuuf aber doch liechtfüessig überholt! Immerhin hats zehn Kilometer gedauert, bis er uns schlussendlich abhängte ;)
Den letzten Tag vor Abfahrt der Fähre verbringen wir noch mit einem gemütlichen Stadtbummel durch Oslo, und bald heissts: Schön wars und auf wiedersehen, Norwegen!