Hügelland mit klingenden Seen und singendem Wald in den Masuren. Skigebiete auf 200m.ü.M., ein Gefühl etwas wie im Jura, mit Kühen denen man die Hörner lässt und ausgedehnten Waldgebieten. Neben den polnischen Feldern wächst der russische Wald, und wenn man zu nahe kommt stehen statt Häusern nur noch Ruinen. Wir übernachten neben einer davon, mit Biberburg und Hagelsturm in der Nacht. Die GreenVelo Route von Gdansk am Meer in den Osten ist gut ausgebaut wenn sie den Strassen folgt, zu sandig für uns wenn sie davon abweicht – aber die Strasse kaum befahren und sehr angenehm. Die Grenze zwischen Polen und Litauen ist offen und fast unsichtbar – nach Russland hat es zwei hohe Stacheldrahtzäune, und am Dreiländereck wachen Soldaten, dass man ja keinen Fuss auf die russische Seite der Stele setzt. Arme Kerle. Schmucke Holzhäuschen und lustig-unaussprechlich lange Brückenbeschriftungen (Mijinos ichtiologinis draustinis) in Litauen, und: Unsere erste Begegnung mit einem Weitgereisten. John fährt gut bepackt gen Süden, er ist Mitte März bei -20° im norwegischen Schnee (Kirkenes) gestartet, über Finnland und Russland nach Bulgarien unterwegs – wir tauschen Reisetipps, freuen uns an der Begegnung und dass es auch andere Verrückte gibt: „You must be English.“ „No, we‘re from Switzerland.“ „Ah, I see.“ ;)
Heute erreichen wir das Meer in Klaipeda, was für ein Geburtstagsgeschenk. Und wir haben noch ein letztes Andenken an Polen mit im Gepäck: am Abend nach Warschau wollten wir im Camping übernachten, an einem idyllischen Fluss mit vielen Wohnwagen.. aber irgendwie wussten wir nicht recht wie das hier funktionierte und mussten eine Weile rumfragen, bis wir halbwegs verstanden wo wir das Zelt stellen durften. Ein sehr freundliches Rentner-Ehepaar wies uns schliesslich ein Plätzchen zu, wir wurden bestens umsorgt, gleich zum Abendessen (mit polnischem Vodka und brasilianischem Whisky) und Frühstück eingeladen (per Telefonat mit der Tochter, die in London studiert und übersetzen konnte), und bekamen eine Flasche Champagner als Wegzehrung. Heute also Zeit zum Feiern!
Was für ein Geschenk! Kurz vor Klaipeda trete ich ins Leere, die Antriebswelle ist gebrochen. Die letzten 15km bin ich zu Fuss unterwegs und Rita dient als Einzellok für unseren Zug. Zum Glück ist es hier recht flach. Als wir um neun im dritten Hostel doch noch ein Plätzchen finden, sind wir heilfroh. Die nächsten Tage werden wohl geruhsam und wir sind in einem anderen Reisemodus, zuerst müssen wir jetzt schauen, ob und was sich da reparieren/ersetzen lässt, wollen die Nehrung erkunden und freuen uns, an einem schönen Plätzchen gestrandet zu sein.
Und dann noch einmal: was für ein Geschenk! Todmüde nach der Dusche, bei einem kleinen Guetzli-Bettmümpfeli als Geburtstagskuchen soll ich doch noch das Päckchen von Rita öffnen. Ein Glückwunschbuch von so vielen tollen Menschen in meinem Leben, voller schöner Bilder, Wünsche und Geschichten! Jede Seite ist ein kleines Rätsel, manchmal einfach, manchmal fast unlösbar und doch so logisch, wenn man die Lösung kennt: wer schreibt wohl so, von wem ist dieses Bild? Berührt werden von denen, die mich im Alltag berühren, jetzt so fern und doch da. Ein wunderbares Geschenk. Irgendwie wird es halb eins bis wir ins Bett kommen.. Vielen, vielen Dank, so einen tollen (und ereignisreichen) Geburtstag hatte ich noch nie in meinem Leben. Wow (=