Wow, was für Radwege! Da erübrigt sich fast schon jede Navigation. Zumindest durch grössere Orte sind die gut ausgeschilderten separaten Spuren ein Geschenk. Ausserhalb fahren wir nicht jeden Schlenker mit und versuchen uns das ein oder andere Drängelgitter zu ersparen – auch wenn Rita mittlerweile in einem Schwung echt tolle Manöver fährt. Unser erster Übernachtungsversuch ohne Jedermannsrecht endet in einem spannungsgeladenen Moment mit einer Leitkuh – wir ziehen uns zurück, auch wenn die vorgemerkte Stelle, an der Zelten offiziell erlaubt ist, gleich um die Ecke liegt. Schade, wir hätten die Nacht gern am einzigen dänischen Fjord auf unserer Reise – total anders als die norwegischen – verbracht. Die ersten Tage sind geprägt von Küstenstrasse, intensiven Gerüchen von Landwirtschaft, Fischerei, Holz und Sommerhitze. Danach markieren unzählige kleine Hügel den Weg ins Landesinnere – der treffende Name Flatbjerg beschreibt nicht nur den Genannten, sondern passt auf die ganze Region. Unser Zug fühlt sich hier am wohlsten auf den umgebauten Eisenbahntrassen, die wir von Zeit zu Zeit entdecken. Und an eben so einer, gerade im richtigen Moment, finden wir auch einen ruhigen Rastplatz mit Komposttoilette und freundlichem Gruß an vorbeiziehende Wanderer. Toll! Noch einladender wird der Abend: Auf dem Parkplatz beim Einkaufen fragt uns eine Frau, ob wir einen Platz zum Schlafen suchten.. Janni und Jens besitzen ein Stück Land über die Strasse von ihrem Haus, wir dürfen das Zelt stellen und eine Dusche geniessen, und werden gleich noch zum Abendbrot gebeten. Kann ein Tag schöner enden?

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Je weiter wir in den Süden gelangen, desto abwechslungsreicher werden die Felder. Seit Südnorwegen wächst neben Hafer und Kartoffeln auch wieder Weizen, Raps und einiges mehr. Am gleichen Tag entdecken wir unseren ersten Mais, fahren an Sonnenblumen und einem Nordmannstannenfeld vorbei. Die Strassen werden von Hecken gesäumt, und auch zwischen den Äckern hat es viele kleine Waldzüge. Ob sich diese Kleinräumigkeit so positiv auf die Artenvielfalt auswirkt, wie unsere Naturschützer proklamieren?

In den Dörfern ist mittlerweile „Übernachten im Holzhaus!“ eine Attraktion, schilfgedeckte Fachwerkhäuser und allgegenwärtige Backsteinbauten sind die Norm. Wir bevorzugen im Moment Campingplätze, um bei bewölktem Himmel mit vollem Akku in den Tag zu starten und freuen uns jedes Mal, dass die kleinen Symbole auf der Karte auch real tatsächlich wieder existieren. Sturmwindnächte wie Brandungsrauschen. Unser Zelt wir noch einmal richtig auf die Probe gestellt. Durchs verregnete Nordfriesland führt der Weg – mit einem Abstecher ans Wattenmeer – zur Glückstädter Fähre und von da über die Elbe zu einem alten Bekannten: der Weserradweg ist mir von einer Deutschlandtour mit Mario in guter Erinnerung. In der alten dänischen Hauptstadt treffen wir einen jungen, erfahrenen Velobastler – spannende Begegnung mit Fachsimpelei und Erfahrungsaustausch: meldest du dich bitte übers Kontaktformular? (=